Die Handballer des Mecklenburger HC scheinen so ein wenig von der Rolle. Eine Woche nach der ersten Saisonniederlage kam der Tabellenführer der MV-Liga bei der SG Parchim/Matzlow-Garwitz trotz einer zeitweiligen Sechs-Tore-Führung am Ende nicht über ein 32:32 hinaus. Damit ist der Vorsprung auf den zweitplatzierten Stavenhagener SV auf zwei Punkte zusammengeschmolzen.
Nach je einem Treffer auf beiden Seiten nutzte der MHC einige gegnerische Fehlwürfe, um sich schnell auf 4:1 abzusetzen. Michael Gutsche erzielte mit einem schönen Treffer aus dem Rückraum das 2:4. Doch auf der anderen Seite spielten gerade die Rückraumspieler der Gäste ihre Klasse aus und trafen teilweise scheinbar fast nach Belieben. Der Vorsprung wuchs auf 12:6 an (18.), SG-Trainer Plamen Kirow griff zur grünen Karte, um in der Auszeit noch einmal auf sein Team einzuwirken. Die Gastgeber schienen sich in der Folge tatsächlich ein wenig zu fangen. Besonders weh taten natürlich die drei verworfenen Siebenmeter in Halbzeit eins. Dennoch konnte die SG bis zur Pause leicht verkürzen. Mit 14:18 gingen die Mannschaften in die Kabinen. Gerade die letzten Treffer waren wichtig, machten sie doch deutlich, dass trotz des Rückstandes noch alles drin war an diesem Tag.
Halbzeit zwei begann allerdings mit einem Tor für den Favoriten. Doch die Gastgeber wirkten motivierter als noch in der Anfangsphase. Sie glaubten an ihre Chance und fanden über den Kampf ins Spiel. Tor um Tor konnten die Fans bejubeln, und beim Stand von 19:20 war der Tabellensechste endgültig in der Partie zurück. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der MHC durch drei Treffer in Folge kurzzeitig wieder einen Vorsprung herauswerfen konnte. Auf der Tribüne wurde es so richtig laut, als die SG eine Überzahlsituation nutzte – ein Gästespieler sah für seine dritte Zeitstrafe die rote Karte -, um erstmals seit langer Zeit mit dem 23:23 wieder einen Gleichstand zu erzielen.
In einem packenden Handballspiel ging es jetzt hin und her. Wieder vollzählig, zog der Spitzenreiter das Tempo noch einmal an und schien beim 26:23 erneut alle Vorteile auf seiner Seite zu haben. Doch die Gastgeber ließen sich nicht abschütteln, schafften durch einen von Michael Stockhaus abgeschlossenen Gegenstoß den neuerlichen Ausgleich (27:27). Torhüter Marcel Gutsche parierte, und auf der anderen Seite konnte die SG beim 28:27 erstmals in Führung gehen. Die Halle glich nach dieser Aufholjagd einem Tollhaus. Doch die Partie war ja noch nicht zu Ende. Keine Mannschaft konnte sich einen entscheidenden Vorteil verschaffen. Die Gäste legten wieder vor, so dass die SG in Zugzwang geriet. Es waren noch knapp zwei Minuten zu spielen. Ein Handball-Krimi näherte sich dem Höhepunkt. Michael Gutsche markierte vom Siebenmeterpunkt das 31:31. Auf der Hallenuhr verblieben 50 Sekunden. Der MHC versuchte die Zeit herunterzuspielen und schien tatsächlich mit einem blauen Auge davonzukommen. Siebenmeter für die Gäste und zudem Zeitstrafe gegen die SG, lautete die Entscheidung der Schiedsrichter. Der Strafwurf wurde verwandelt. Hatte am Ende doch der Mecklenburger HC die Nase vorn? Plamen Kirow nahm seine Auszeit. Es musste schnell gehen, das stand angesichts einer Spielzeit von nur noch acht Sekunden fest. Und tatsächlich konnte Karsten Dinse seinem Bewacher trotz Unterzahl entwischen und das 32:32 erzielen. Der Schlusspfiff ging im Jubel von SG-Spielern und Anhang fast unter. Somit hatte sich der Kampf in der zweiten Hälfte gelohnt für die SG Parchim/Matzlow-Garwitz, die nach diesem Herzschlag-Finale als gefühlter Sieger vom Feld ging.
Während es für die SG nun gilt, diese Form im schweren Auswärtsspiel beim viertplatzierten HSV Grimmen zu bestätigen, wird man beim Tabellenführer alles daran setzen müssen, schnell wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden.
SG Parchim/Matzlow-Garwitz: Marcel Gutsche (Tor), Andreas Ebeling (Tor) – Martin Schröder 4, Michael Gutsche 12/6, Michael Stockhaus 2, Karsten Dinse 7, Daniel Scharf 3, Rene Schlie, Gregor Köhler 1, Lukas Blum, Andreas Steuck 3.
Mecklenburger HC: Martin Fischer (Tor), Peter Niepagen (Tor) – Alex Wirt 3/1, Steffen Wild 1, Hannes Lembke 10, Jan David Jesse 2, Henrik Müller, Kay-Peter Larisch 7/3, Philipp Kögler , Hannes Jehring 2, Björn Wenzke , Rudolf Schulz 3, Tom Koop 3/2, Daniel Schwarz 1